Angélica Gorodischer, 1928 geboren, wurde 2011 für ihr Lebenswerk mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet. Die Autorin der Saga »Kalpa Imperial« − 1001 Nacht auf Argentinisch und doch ein kosmopolitisches Schriftwerk über politischen Terror des 20. Jahrhunderts −, ist überzeugt davon, dass die Vorstellung, die Welt sei ein großes Buch, als mystisch-symmetrisches und gleichzeitig demokratisches Projekt auszulegen ist. Keine Seite, die zu viel wäre in diesem Buch! Dies beweist die preisgekrönte Autorin bis heute selbst; auf elegant unerschrockene Weise beteiligt sie sich an seiner Schöpfungsgeschichte. Ergebnis ihrer Kreationen: Frauen, die der Apokalypse ins Auge blicken, ohne mit der Wimper zu zucken, und Männer, die auf fremden Planeten einem alles verheißenden Licht nachjagen, um sich schließlich nach ordentlichem Kaffee zu sehnen; Hermaphroditen in Ammenkluft und embryonale Glückssucher; Jaguare, in deren Schlünden die Erfahrung der Folter gähnt − und pulverisierte Städte. Golkonda lädt ein zu einer Expedition in die surrealen Labyrinthe großer argentinischer Literatur.
»Kalpa Imperial« – der imperiale Krake. Das Imperium, das immer wieder neu entsteht, wächst, in blutigen Bürgerkriegen wieder zerfällt. Dessen Geschichte ständig neu erzählt wird von den Herrschern, den Geschichtenerzählern, den einfachen Menschen. Das sich wandelt wie das Geschlecht mancher seiner Bürger, die mal Unterdrückte sind und dann wieder Rebellen.
Die argentinische Meisterin der Phantastik, Angélica Gorodischer, hält mit ihrem episodenhaften Roman unserer eigenen Welt den Spiegel vor, in der nichts so ist, wie es scheint, und die Wahrheit immer im Auge des Betrachters liegt.